Exkursion in die Niederlande
Voller Erwartungen und einem Koffer voll Fragen fuhr eine Delegation bestehend aus Vertretern des MoNaKo-Projektes sowie Vertretern von Landesbauernverbänden und weiteren Kulturlandschaftsstiftungen am 21. und 22. November 2024 in die Niederlande. Bauer und Vizepräsident der Dachorganisation aller niederländischen Kooperativen Boeren-Natuur Henk Smith hieß die deutsche Delegation herzlich willkommen und öffnete so die Tür für einen ehrlichen sowie offenen Austausch auf Augenhöhe. Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd und Umweltbeauftragter des DBV, machte in seiner Begrüßungsrede die Bedeutung für den Austausch deutlich. Die Vorteile des niederländischen Modells hinsichtlich mehr Flexibilität und Freiraum seien ein Lösungsbaustein für viele Herausforderungen der aktuellen Agrarumweltförderpolitik in Deutschland und es sei an Projekten wie MoNaKo, Übertragungswege aufzuzeigen.
Nach einem generellen Einstieg in das niederländische Modell der Naturschutz-Kooperativen (mehr Informationen wie das niederländische Modell funktioniert: Deutscher Bauernverband e.V. – MoNaKo-Projekt) wurde auch direkt von Vertretern der niederländischen Verwaltung deutlich gemacht, wie hoch die Kosteneinsparung ist. Während der Budgetanteil für die Verwaltungskosten bei den AUKM vor dem Gruppenantrag in den Niederlanden bei 40-50 % lag, liegt er derzeit nur noch bei maximal 20 % inklusive der Kosten für die Kooperativen. Somit käme in den Niederlanden mehr Geld bei den Landwirten an und somit dem Naturschutz zugute. Wie sich die Kostenverteilung auf Seiten der Verwaltung bei der Übertragung des Modells auf deutsche Verhältnisse ändern würde, betrachtet im MoNaKo Projekt das Thünen-Institut. Bei freiwerdenden Mitteln würde sich eine Chance für das Modell bieten.

Auch hinsichtlich der Flexibilität, den Förderhöhen und des Systems zur Abpufferung der beantragten Maßnahmenfläche konnten die Vertreter von MoNaKo neue Erkenntnisse mitnehmen. Generell ist das niederländische System sehr auf Flexibilität getrimmt. Sei es durch mehrere Möglichkeiten der Anpassungen bei der Beantragung der Fläche, der auf den Flächen umzusetzenden Maßnahmen, der Flächengröße, der Förderhöhenberechnung und mehr – überall, so zumindest der Eindruck, wurden die möglichen Spielräume aus Brüssel effizient genutzt. Beispielhaft kann bei der Flächenbewilligung bis zu 15 % abgewichen werden.
Das heißt, dass bei dem Flächenantrag eine Spanne angegeben wird. Bei der Förderhöhe gibt es zwar fixe Hektarbeträge zur Förderung der Maßnahmenpakete, aber die dahinterstehenden Maßnahmen der Kooperativen sind für ihr konkretes Gebiet berechnet. Sie sind somit stärker an die regionalen Gegebenheiten der Landwirtschaft und der Ertragslage angepasst. Last but not least können Kooperativen Maßnahmen überbeantragen, sodass ein Sicherheitspuffer schon bei der Beantragung enthalten ist. In den MoNaKo-Modellregionen ist es derzeit auch Praxis, dass die Landwirte in den Kooperativen mehr Maßnahmen umsetzen, als sie beantragt haben. Diese zusätzlichen Maßnahmenumsetzungen dienen einem freiwilligen Sicherheitsnetz, um bei Untererfüllung von Seiten der Kooperative noch Flächen in der Hinterhand zu haben. In den Niederlanden hat die freiwillige zusätzliche Umsetzung in Kombination mit der Möglichkeit der Überbeantragung Sanktionen nahezu obsolet gemacht.
Neben den verwaltungstechnischen Ansätzen wurde auch ganz deutlich, dass der Umgang und das Miteinander zwischen den Akteuren maßgeblich zu einem einzigartigen Spirit beitragen. Die gemeinsame Sache steht im Vordergrund. Als Beispiel wurde der Fakt, dass in den Niederlanden trotz des Modells die Population der Uferschnepfe sich noch nicht wie gewünscht entwickelt, nicht problemorientiert diskutiert, sondern lösungsorientiert. Es wurden ab 2025 jährlich 500 Millionen € zusätzlich an Landesmitteln bewilligt. Ersichtlich wurde damit die Wichtigkeit des gegenseitigen Vertrauens, den „Mut einfach mal zu machen“ und Fehler zu erlauben, um ein so innovatives Vorhaben umzusetzen.
