Das Modell der Naturschutz-Kooperativen
Das Niederländische Modell der Kooperativen zur Umsetzung von Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen
Das niederländische Modell verfolgt bei der Umsetzung von EU-finanzierten Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) einen kooperativen Ansatz. Dieser wurde 2016 auf Initiative der Niederlande in das EU-Förderrecht aufgenommen und findet seitdem zunehmendes Interesse anderer Mitgliedstaaten. In den Niederlanden werden die Kooperativen als Collectiven bezeichnet. Über sie werden neben den AUKM auch andere Förderansätze umgesetzt. Da in den Niederlanden Collectiven u. a. zur Wasserstandregulierung der Polder eine lange Tradition haben, konnte zur Umsetzung von AUKM auf diese, bereits bestehenden Strukturen zurückgegriffen werden.
Ziel der kooperativen Umsetzung in den Niederlanden war es, AUKM effektiver und flexibler zu gestalten, ihre Fehlerhäufigkeit zu reduzieren und die Verwaltungskosten der öffentlichen Hand zu senken.
Das MoNaKo-Projekt fokussiert sich in der Erprobungsphase auf biodiversitätsfördernde, flächengebundene Maßnahmen und verwendet deshalb den Begriff der Naturschutz-Kooperativen.
Funktionsweise der Kooperative
Das niederländische Modell basiert auf dem „Front-Door–Back-Door“-Prinzip (s. Abbildung). Die Kooperativen fungieren als Bindeglied zwischen Agrarverwaltung („Front Door“) und Landwirten („Back Door“). Sie sind – ebenso wie z. B. Naturschutzverbände berechtigt, Einfluss zu nehmen, wenn die Provinzverwaltungen ihre regionalen Naturmanagementpläne erarbeiten. Diese Pläne legen naturschutzfachliche Erhaltungs- und Entwicklungsziele sowie passende AUKM-Pakete für die jeweilige Region fest.
Als AUKM-Antragsteller wählen die Kooperativen aus dem regionalen Förderangebot für ihr Kooperativengebiet geeignete Maßnahmen aus und setzen diese gemeinsam mit den Landwirten als Mitglieder der Kooperativen um. Da formal die Kooperative Begünstigter der Förderung ist, ist sie verpflichtet, die eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen (front-door). Um dies sicherzustellen, schließt sie back-door mit ihren Mitgliedern privatrechtliche Verträge ab, die sowohl hinsichtlich der Laufzeit als auch der Prämienhöhe individuell sind. Die Vertragsgestaltung orientiert sich damit back-door stärker an marktwirtschaftlichen Prinzipien, da sich die Zahlungen nicht nach Standardsätzen – wie in Deutschland üblich – erfolgt, sondern sich an betriebsindividuellen Kosten oder entgangenen Erträgen der Landbewirtschafter orientiert und letztlich auch Ergebnis von Verhandlungsgeschick der Vertragspartner ist.
 
															Abbildung: Das “ front door – back door system“ der Naturschutz – Kooperativen nach dem Niederländischen Modell
Potenziale für eine Übertragung nach Deutschland
Der niederländische Ansatz könnte auch für Deutschland ein Baustein zur Lösung bestehender Herausforderungen der aktuellen Agrarumweltförderung sein. Durch Beratung und Flächenlenkung der AUKM könnte bspw. die Kooperative dazu beitragen, dass durch betriebsübergreifende Kooperation geschlossene, linienhafte Strukturen oder Habitate entstehen.
Für landwirtschaftliche Betriebe ergibt sich aufgrund des „Front-Door–Back-Door“-Prinzips“ eine höhere Flexibilität bei Teilnahme an AUKM, da back-door von der mehrjährigen Verpflichtungsdauer abgewichen und die Zahlungshöhe individuell ausgehandelt werden kann. Gegenüber der öffentlichen Verwaltung obliegt es der Kooperative als Begünstigter den Flächenumfang über die Jahre sicherzustellen. Für die Landwirte ergeben sich Entlastungen bzgl. ihres Verwaltungsaufwands. Beginnend mit der Antragstellung auf Förderung, jährlichem Flächennachweis und Beantragung der Auszahlung übernimmt die Kooperative auch Kontroll-, Beratungsfunktion sowie Öffentlichkeitsarbeit für ihre Mitglieder. Insbesondere die enge Begleitung auf Einhaltung der Fördervoraussetzung trägt dazu bei, das Risiko von Verstößen und Sanktionen zu senken.
Einzelanträge zahlreicher Landwirte werden durch wenige Gruppenanträge der Kooperative gebündelt. Dies wird den öffentlichen Verwaltungsaufwand reduzieren und die öffentliche Verwaltung entlasten.
Überbetriebliche Maßnahmenplanung und -umsetzung ermöglichen es, sowohl die Belange des Naturschutzes als auch der Landwirtschaft in einem abgestimmten Ansatz zu berücksichtigen. Das niederländische Modell hat somit auch in Deutschland das Potenzial, Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen im Rahmen der Europäischen Agrarpolitik effizienter und wirksamer in die landwirtschaftliche Praxis zu integrieren. Durch eine engere Zusammenarbeit von Landwirten, Naturschutzverbänden, Politik und Verwaltung könnten die Rahmenbedingungen für eine kooperative Umsetzung der AUKM weiterentwickelt werden. Verschiedene Austausch- und Beteiligungsformate ermöglichen es den Akteuren, sich aktiv in diesen Prozess einzubringen.